Für diese Wandzeichnung hat Evelyn Kreinecker die Idee der Serie „Mengenlehre“ um die Dimension der Schärfe/Unschärfe erweitert. Sie spielt mit Linie, Kontur, Licht und Schatten und setzt zwei konträre Zugangsweisen in der Zeichnung nebeneinander. Mit klarer Strichführung skizzierte Menschen verwandeln sich in eine Menge aus verwischten, verschwommen Formen. Dennoch erkennt das Auge in diesen Unschärfen die menschliche Gestalt. Je größer der Abstand desto plastischer, klarer wird die Szenerie, wohingegen sich die andere Seite in ein Netz aus Linien aufzulösen beginnt. Alles eine Frage der Wahrnehmung, Nähe und Distanz.
Mengenlehre
Die Beschäftigung mit dem Menschen zieht sich durch das künstlerische Werk von Evelyn Kreinecker. Immer wieder lotet sie dabei die Grenze zwischen Individuum und Masse aus.
Die Serie „Mengenlehre“ erforscht zeichnerisch und malerisch Zusammenhänge, Dynamiken und die Komplexität in Menschenmassen. Große Gruppen werden zunächst immer in ihrer Gesamtheit wahrgenommen. Sie verschmelzen miteinander, einzelne Menschen lösen sich darin auf, andere stechen dennoch hervor. Meist aus der Vogelperspektive gezeichnet lässt sich die Szenerie nicht so leicht fassen. „Der Blick oszilliert zwischen der Makro- und Mikroebene, verliert sich in Details, …, folgt Bewegungen, reagiert auf Blicke, und wird so hineingezogen in das Bild, zum Akteur in der Menge. Es scheint paradox, dass sich diese Sogwirkung trotz oder gerade durch die dokumentarische, neutral beobachtende Darstellungsweise entfaltet.“, schreibt Johannes Holzmann im Katalog „Wegstücke“.
Mural 2023
Galerie der Kunstschaffenden
OÖ. Kulturquartier Ursulinenhof Linz
Fotos: Katharina Acht und Violetta Wakolbinger
For this wall drawing, Evelyn Kreinecker has expanded the idea of the „Set Theory“ series to include the dimension of sharpness/blurriness. She plays with line, contour, light and shadow and juxtaposes two contrasting approaches in the drawing. People sketched with clear lines are transformed into a mass of blurred, hazy forms. Nevertheless, the eye recognises the human figure in these blurs. The greater the distance, the more vivid and clear the scenery becomes, whereas the other side begins to dissolve into a web of lines. It’s all a question of perception, proximity and distance.
Set theory
Evelyn Kreinecker’s artistic work is characterised by a preoccupation with people. She repeatedly explores the boundary between the individual and the masses.
The series “ Set Theory“ explores connections, dynamics and the complexity of crowds in drawings and paintings. Large groups are initially always perceived as a whole. They merge together, individual people dissolve into them, but others still stand out. Usually drawn from a bird’s eye view, the scenery is not so easy to grasp. „The gaze oscillates between the macro and micro levels, loses itself in details, …, follows movements, reacts to glances and is thus drawn into the picture, becoming an actor in the crowd. It seems paradoxical that this suction effect unfolds despite or precisely because of the documentary, neutrally observing mode of representation,“ writes Johannes Holzmann in the catalogue „Wegstücke“.