Diese Solo-Ausstellung im Lebzelterhaus zeigt viele Arbeiten aus der aktuellen Serie „How fragile we are“. Die Sehnsucht nach dem Leben, nach Berührung, Halt, Verbundenheit und Gemeinschaft ist Thema in diesen Bildern – eine Auseinandersetzung mit der Fragilität des Seins und den Erfahrungen, die wir individuell und als Gemeinschaft in den letzten Jahren gemacht haben.

„Sich gegenseitig wahrnehmen und fühlen, sich einem Menschen anvertrauen, stark und verletzlich zugleich (…) „How fragile we are“ drückt ein elementares wie existenzielles Gefühl unseres Seins aus: die Sehnsucht des Ichs nach dem Du, die Sehnsucht nach einem Wir und das Bedürfnis nach Berührung und Zärtlichkeit. (…)
Günther Oberhollenzer, künstlerischer Leiter Künstlerhaus Wien

Für mich kann Fragilität eine Kraft sein, nichts, was zerrinnt, sondern was uns empfindsam macht, aufmerksam. Das Spüren dieser Verletzlichkeit und das Wissen um die Zerbrechlichkeit von Systemen, Beziehungen, gesellschaftlichen Sicherheiten und auch eines selbst, kann uns helfen.
Die letzten Jahre, mit allen Unsicherheiten, Ängsten, Isolierungen, Kriegen, Klimaveränderungen haben mit uns allen etwas gemacht. Wir haben gesehen, wie fragil unser Leben und unsere Gesellschaft ist und wie schnell Ideale, Träume und bisher Selbstverständliches zerbrechen können.
Und es ist eine große Sehnsucht entstanden, nach Halt, Geborgenheit, Umarmung, Sicherheit, ein Lebensdurst.

Mag. Marlene Elvira Steinz, Kunsthistorikerin und Kuratorin meint ihrer Eröffnungsrede:

„Eine bedeutungstiefe Werkschau mit viel Feingefühl und Raffinesse, bewegend und sinnlich zugleich.
Ein intensiver Weg des Sehens und Wahrnehmens zeigt sich in den malerisch ausdrucksstarken Gemälden mit ausgewogenem Farbduktus und starker motivischer Kontrastierung von Evelyn Kreinecker. Ihre aktuelle Werkserie, die sich mit der Suche nach der immateriellen und gefühlten Wirklichkeit auseinandersetzt, bringt inneres Berührtsein über die Handlungen der Protagonisten zum Ausdruck. In „How fragile we are“ erweckt die Künstlerin sehnsuchtsvolle Atmosphären voll Hingebung und Verschränktheit. Malerische und grafische Überlappungen finden statt. Sie zeigt uns in dieser Auswahl an Gemälden und Kohlezeichnungen, was wir in diesen Zeiten voller Krisen und Herausforderungen wirklich brauchen: Nämlich zwischenmenschliche Nähe, Geborgenheit, Verbundenheit, emotionale Sicherheit, Umarmungen, Stabilität und Authentizität. Denn als emotional stabiler Mensch lässt sich den laufenden zerstörerischen Systemen die Stirn bieten. Persönliche Integrität ist der Störfaktor für Fremdbestimmung. Sehen wir die Fragilität als bezeichnend und richtungsweisend.“

 

This solo exhibition at the Lebzelterhaus shows many works from the current series ‘How fragile we are’. The longing for life, for touch, support, connection and community is the theme of these pictures – an exploration of the fragility of being and the experiences we have had individually and as a community in recent years.

‘Perceiving and feeling each other, confiding in a person, strong and vulnerable at the same time (…) “How fragile we are” expresses an elementary and existential feeling of our being: the longing of the self for the “you”, the longing for a “we” and the need for touch and tenderness. (…)
Günther Oberhollenzer, Artistic Director Künstlerhaus Wien

For me, fragility can be a force, not something that dissipates, but something that makes us sensitive, attentive. Sensing this vulnerability and recognising the fragility of systems, relationships, social securities and ourselves can help us.
The last few years, with all their uncertainties, fears, isolations, wars and climate change, have done something to all of us. We have seen how fragile our lives and our society are and how quickly ideals, dreams and things that were previously taken for granted can shatter.
And a great longing has arisen for support, security, embrace, safety, a thirst for life.

Marlene Elvira Steinz, art historian and curator, says in her opening speech:

‘A meaningful show of works with great sensitivity and sophistication, moving and sensual at the same time.
Evelyn Kreinecker’s painterly, expressive paintings with a balanced colour palette and strong contrasting motifs reveal an intense way of seeing and perceiving. Her current series of works, which deals with the search for immaterial and felt reality, expresses inner emotion through the actions of the protagonists. In ‘How fragile we are’, the artist evokes longing atmospheres full of devotion and entanglement. Painterly and graphic overlaps take place. In this selection of paintings and charcoal drawings, she shows us what we really need in these times of crisis and challenge: Namely, interpersonal closeness, security, connectedness, emotional certainty, embraces, stability and authenticity. Because as an emotionally stable person, we can stand up to the destructive systems that are in place. Personal integrity is the disruptive factor for heteronomy. Let’s see fragility as significant and directional.’